Indien Äther Akasha Erleuchtung Wahrsager Hellseher

Akasha – eine Erfahrung mit dem Weltgedächtnis

Indien, Mai 1985. Im überfüllten Zug von Lucknow nach Dehli. Die Landschaft zieht an mir vorbei. Ich resumiere und reflektiere meine bisherige Reise. Erst Indien, dann 3 Monate Nepal, jetzt wieder in Indien. Es ist so unglaublich viel Unsagbares passiert auf meiner ersten Alleinreise in meinem Leben, im Alter von 21 Jahren. Mit Rucksack und aufgerissenen Augen durchreise ich eine Welt, von der ich es nicht für möglich gehalten habe, dass es sie gibt. Ich bin dem Leben mit seinen Abgründen und in seiner lichtvollsten Form begegnet – und vor allem auch mir selbst.

Als die Landschaft da draußen zunehmender urbaner wird, sich Dehli mit seinen maroden Vororten und Slums ankündigt, überkommt mich eine starke Sehnsucht nach einer tief verborgenen Wahrheit, die mir Tränen in die Augen treibt. Es ist der eigentliche Grund für diese Reise. Mein unstillbarer Hunger nach Erkenntnis, nach dem Erfassen des großen Mysteriums des Lebens. Über den Rand schauen zu dürfen, hinter die Kulissen, in die „Matrix“, wie sich die Dinge fügen und warum alles so ist, wie es erscheint. Dieser wahrhaftige Moment absoluter Präsenz bringt mich dazu, eine Bitte zum Universum zu sprechen, aus vollem Herzen – „dass mir auf dieser Reise noch etwas passieren möge, eine Erfahrung, welche mein Leben für immer verändert – egal ob positiv oder negativ – ich bin für alles bereit“.  Mir war die Kraft und Wucht dieser Aussage durchaus bewusst – nicht aber die Wirkung.

Eine Stunde später spricht mich in New Dehli auf der Straße ein Muslim in weißer Kleidung an, mit Bart und langen Haaren, was im Indien der achziger Jahre eine Ausnahme ist. Sein Aussehen erinnert mich sofort an Jesus Christus. Sehr schnell begreife ich, dass dieses Zusammentreffen kein Zufall ist. Wenn ich Zeit habe, können wir zusammen ins Zentrum gehen, da er einige Dinge erledigen muss – und später könnten wir uns wieder treffen, um ein Heiligtum bei der Jama Masjid Moschee zu besuchen. In Vorfreude willige ich ein. Da wartet noch etwas besonders auf mich. Am Connaught Place trennen sich unsere Wege für zwei Stunden.

Nur wenige Minuten später spricht mich ein Sikh mit langem Bart und weißem Turban an: „Hello Sir, I am a warsager“. Ich gehe weiter, weil das Wort “hello” einem ja ständig um die Ohren fliegt. Was mich aber diesmal stuztig macht: „Wahrsager“. Woher weiß er, dass ich Deutscher bin? Er sagt mir zudem, „wenn er mir die Vornamen meiner Eltern sagt und wieviele Geschwister ich habe, ob ich ihm dann glaube?“ Ich willige daraufhin sofort ein und wir gehen an einen ruhigeren Ort, ein Treppenaufgang in einem Rückgebäude. Wir sitzen uns gegenüber. Er schreibt auf einen Zettel, wenn auch mit einem Fehler geschrieben, die Vornamen meiner Eltern und eine Eins, für meinen Bruder. Ich kann es nicht fassen. Er fragt mich dann weiter auf Englisch, „ob ich einen Mann namens Wolfi kenne?“ – „Wen?“ Er wiederholt: „Ob ich einen Mann namens Wolfi kenne?“ Meint er meinen besten Freund „Wolfi“, der sich vor wenigen Jahren das Leben genommen hat? „Ja, ich kenne einen Wolfi“. Daraufhin erzählt mir unglaubliche Details zu meinem toten Freund. Ich breche in Tränen aus. Wer ist dieser Mann? Woher kennt er meinen Freund, die Freundschaft mit ihm und was damals passiert ist? Je länger ich zuhöre, desto mehr wächst in mir die Gewissheit, keinem Trickser oder rein prognostizierendem Wahrsager gegenüberzusitzen, sondern einem wahrhaftigen Seher. Ich habe ihn wohl „gerufen“. Er nennt den exakten Namen meiner Freundin, auch die exakten Namen von weiteren Freunden, … und schildert mir dann dazu Hintergründe, viele persönliche Details – und er weiß Dinge, die ich noch nie jemanden erzählt habe. Es kommt der Moment, da breche ich vor Ehrfurcht zusammen. Woher kennt dieser „Heilige Mann“ mein Leben? Ist er die Wahrheit selbst? Was für ein Wesen ist das? Er sagt mir abschließend, „dass das, was ich suche, längst gefunden habe. Es ist die Liebe. Sie wartet in Deutschland auf mich.“ Die Sitzung wurde dann mit einem unvergesslichen Ritual (jenseits einer physikalischen Erklärung) beschlossen.

So war damals vor über dreißig Jahren. Sechs Wochen später war ich wieder in Deutschland. Das Ereignis war eines von mehreren in Indien, die mein weiteres Leben, meine Werte, mein Blick auf die Welt und „Realität“ tatsächlich nachhaltig veränderten. Es war wie eine Art Einweihung in eine andere Seinsebene – in eine Wirklichkeit, die zwar ständig existiert, mit welcher aber der normal „aufgeklärte Mensch“ gar nicht in Berührung kommt. Heute weiß ich, dass dieser Heilige Mann Einsicht in die „Akasha-Chronik“ hatte – in das morphogenetische Feld, das Weltgedächtnis – in welchem alle Ereignisse, die jemals auf der Erde stattgefunden haben, stattfinden und stattfinden werden, “aufgezeichnet” sind. Ich habe im Laufe der letzten 30 Jahre dann doch einige wenige Menschen getroffen, die ähnliche Erfahrungen mit hochspirituellen Sehern gemacht haben. In meiner Begegnung gab es allerdings keine einzige Aussage für die Zukunft, was mir zeigt, dass der Seher Verantwortung bewies und mir nur sagte, was für mich bestimmt war und womit ich auch umgehen konnte. Ich habe ihn aber auch nicht danach gefragt.

Es war damals die erste außergewöhnliche Begegnung dieser Art. Ich war innerlich bereit und meine Antennen waren danach ausgerichtet. Das „morphogenetische Feld“ ging damit in Resonanz und schickte die richtige Person, das richtige Ereignis zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Nichts passiert einfach so. Unsere innere Haltung, unser “Feld” ist ausschlaggebend, welche Türen sich öffnen, welcher Einblick in welcher Form uns gewährt wird –  oder ob wir besser an der Oberfläche bleiben.
Es sollte nicht die einzige Erfahrung dieser Art bleiben.

Auch der Muslim, welchen ich kurz nach der Begegnung mit dem Seher wieder getroffen habe, war ein Meister. Dass bemerkte ich noch am selben Abend. Wir reisten am Folgetag gemeinsam nach Kalkutta, wo er mich für drei Wochen hautnah in die islamische Spiritualität einführte. Sein Name war “Chanda”, der Mond.

About the author: Michael Worm

Michael ist Künstler und auch der Designer von Bodhishape. Er praktiziert Meditation und reflektiert in diesem Blog über verschiedene Lebensthemen und innere Prozesse – ausgedrückt in Wort und Bild

You must be logged in to post a comment.