“Wo der Schlafende keinerlei Wunsch wünscht, keinerlei Traum träumt, das ist Tiefschlaf. Der Stand des Tiefschlafs ist zum Einen geworden, nichts als Wissen, voller Wonne, Wonne genießend mit dem Mund des Bewusstseins. Er heißt prajna: der Wissende. Das ist der dritte Fuß.”
Mandukya Upanishad
M – Der Tiefschlaf
Wenn der Schlafende aufhört zu wünschen und zu träumen, fällt er in Tiefschlaf. Der Zustand des Tiefschlafes ist weder mit der äußeren Welt des Wachseins, noch mit der inneren Welt des Träumens zu vergleichen. Im Tiefschlaf lösen sich alle Grenzen auf und alles wird eins. Es gibt nichts mehr zu wissen und es gibt auch kein Ich mehr, das weiß. Und doch heißt der Tiefschlaf prajna, der Wissende.
Der dritte Fuß des Bewusstseins führt uns an einen Ort, wo sich Ich, Dualität und Vielfalt auflösen. Für den westlichen Menschen ist der Tiefschlaf eine Art von Bewusstlosigkeit, für den Inder ist er ein Wissender. Das Wissen des Tiefschlafes entfaltet sich in der Einheit von Sein, Bewusstsein und Glückseligkeit. Die Wonne des Tiefschlafes ist sat-chit-ananda.
Und doch hat der Tiefschlaf etwas mit dem Wachsein und dem Träumen gemeinsam: Er geniesst mit dem Mund des Bewusstseins. Die Wonne des Tiefschlafes ist ebenso vergänglich wie das Wachsein und das Träumen. Das Ich, das im Tiefschlaf stirbt, ist am Morgen wieder da und sagt: Ich habe tief geschlafen.
Wachen, Traum und Tiefschlaf sind die drei Bewusstseinszustände, die wir jeden Tag im Wechsel erleben, deren Natur es ist, zu kommen und zu gehen. Es sind die drei Füße des Bewusstseins, die drei Klänge von A, U und M. Doch das Bewusstsein hat vier Füße und vier Klänge. Der Klang von A, U und M wird zum OM und der Klang des OM erhebt sich aus der Stille und verklingt in ihr.
In Mai geht es weiter mit dem letzten Teil: OM – Das Vierte