Kennst du Agnihotra, das uralte und „wieder aufgeflammte“ Feuerritual der alten Veden? Wenn nicht, dann möchte ich es in diesem Blogbeitrag kurz vorstellen, meine Erfahrungen weitergeben und dich vielleicht anregen, dieses Feuer und Licht in dir zu entfachen.
Feuerrituale waren früher in nahezu allen bedeutsamen Kulturen ein selbstverständlicher Teil des spirituellen Lebens – davon zeugen heute noch die Ruinen alter Feuertempel die man weltweit vorfindet. Agnihotra, das 5000 Jahre alte vedische Feuerritual beruht auf dem Biorhythmus von Sonnenauf- und Sonnenuntergang. Es wurde im letzten Jahrhundert durch Shree Gajanan Maharaj wiederentdeckt und seither verbreitet es sich weltweit. Dem Ritual wird eine heilsame Wirkung auf Mensch, Natur und der Atmosphäre nachgesagt. Die Agnihotra-Asche wird mit verblüffenden Ergebnissen in der „Homa-Landwirtschaft“ und in der „Homa-Therapie“ eingesetzt. Zahlreiche Untersuchungen und Experimente verdeutlichen, dass das Ritual und die Wirkung der Asche sichtbare und messbare Veränderungen bei Pflanzengesundheit, Pflanzenwachstum, Wasserreinheit, atmosphärischen Bedingungen – sogar bei radioaktiver Verstrahlung aufzeigt. Zu diesen Statements kann und möchte ich keine Aussagen oder Bewertungen treffen, da ich dies nicht persönlich erlebt und überprüft habe. Allerdings habe ich vertrauenswürdige und aufrichtige Quellen, die mir die unfassbare Lebens- und Heilkraft einer praktizierten „Homa-Landwirtschaft“ bestätigen. Auch im biblischen Text findet Agnihotra Erwähnung: „Dieses Feuer zum Morgen und Abend aber halte geheim, denn es ist noch eine lange Zeit dahin.“
Welchen Ablauf und welche Zutaten braucht nun dieses altvedische Feuerritual? Als Gefäß des Feuers, welches vor allem in Innenräumen praktiziert wird, dient ein spezielles pyramidenförmiges Kupfergefäß. Als Brennmaterial dient getrockneter Kuhdung, welcher mit etwas Ghee (Butterfett) benetzt wird. Das Feuer wird zum genauen Zeitpunkt von Sonnenauf- und Sonnenuntergang entzündet. Wenn das Feuer richtig brennt, werden zwei kleine Prisen Reiskörner dem Feuer übergeben und man rezitiert kurze vedische Mantren. In der Überlieferung der alten Veden bündelt sich in diesem Moment die Lichtenergie des Feuers zusammen mit dem Prana (der Lichtenergie der Sonne) in dem Punkt der Pyramide und die unmittelbare Atmosphäre sowie alle Wesen die sich in der Nähe befinden, werden von dieser Heilenergie erfasst und durchdrungen. Die Wirkung erstreckt sich angeblich in einem Radius von etwa 1 km und bis in 10 km Höhe.
Das Morgenmantra lautet:
Om Suryaaya swaaha, Suryaaya idam na mama! Om Prajaapataye Swaaha, Prajaapataye idam na mama.
Das Abendmantra lautet:
Om Agnaye Swaaha, Agnaye idam na mama! Om Prajaapataye Swaaha, Prajaapataye idam na mama!
Sinngemäß übersetzt: „Licht hinter dem Licht, ich gebe Dir alles. Dein Wille geschehe. Ich biete dem Feuer, der Sonne alles an. Diese Gabe ist nicht mein, sondern Dein.“
Danach bietet sich eine stille Meditation an, bis das Feuer komplett erloschen ist. Wie lange man meditiert, ob man die Augen schließt oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen. Die Asche kann in kleinen Mengen Wasser beigefügt werden, für äußerliche und innerliche Anwendungen oder als hochenergetischer Dünger für die Pflanzen verwendet werden.
Ich selbst kam im Jahr 2009 auf den Kanarischen Inseln zum ersten Mal in Berührung mit der Praxis des Agnihotra. Zwei Freunde waren in Indien bei Shree Vasant Paranjpe und brachten das Ritual mit auf die Inseln und entzündeten dieses kraftvolle Licht in unserem Haus. Die Praxis des Agnihotra verlangt eine innere Disziplin, jeden Morgen noch bei Dunkelheit aufzustehen, die genaue Minute des Sonnenaufgangs zu erkunden, und das Ritual in seinen Bestandteilen vorzubereiten. Für mich war es ein Geschenk, den Tag ab diesem Moment in Stille zu beginnen, in Ausrichtung der Gedanken auf das Wesentliche, das große Ganze, in Verehrung und Wertschätzung des Lebens und der Schöpfung auf diesem Planeten. Dieser meditative Moment am frühen Morgen mit Agnihotra in den Tag zu erwachen, sich mit dem aufgehenden und energiespendenden Heimatstern unseres Planetensystems zu verbinden, unser tägliches Tun aus einer höheren Warte zu betrachten, wurde schnell zu einem liebgewonnen Teil meines Tagesablaufs. Der Raum steht danach für einige Zeit in einem feinduftenden atmosphärischen Rauchnebel, und in deutschen Mietwohnungen wird der neuverordnete Rauchmelder sicherlich die Meditation abbrechen und die Gedanken wieder auf Felder wie Angst, Kontrolle, Sicherheit, Recht und Ordnung richten.
Aber gerade dort, in den Zentren unserer modernen Welt, erscheint mir Agnihotra mit seiner harmonisierenden und erhellenden Wirkung besonders wertvoll und notwendig. Denn in unserem sogenannten Informationszeitalter, mit Bergen von „sinnlosem News-Futter“, die unsere Gedanken in ständigen Verdauungsprozessen halten – in einer Zeit der Unersättlichkeit und eines angstgetriebenen „Nie genug und immer mehr“ – in zahllosen Ersatzhandlungen fehlender Selbstliebe – in dieser Verlorenheit des kollektiven Rauschens ist Agnihotra wie eine subtile Welle der Wahrhaftigkeit des Lebens, die unseren Körper und unseren Geist durchdringt, den Gedankenmüll und Bilderfluten in den Flammen auflöst und das Feuer der Klarheit in uns entfacht. Der Geist kommt auf den Punkt. Die einzige Wahrheit ist das Jetzt. Kein Grübeln im Gestern und keine Vorstellung für ein Morgen. Die Sonne geht auf und wieder unter. Die Erde dreht sich. Das Leben kommt und geht. So wie wir.
Ich kenne Menschen, die Agnihotra seit vielen Jahren praktizieren und ihr Leben hat sich mit ihrer Ausstrahlung, Verbundenheit und innerer Ruhe gewandelt. Sie kamen sichtbar in Fluß und diese innere Haltung hat sich auch im Außen manifestiert, so dass sie ihre wahre Berufung gefunden haben und darin sichtlich aufgehen. Auch eine tiefe Verehrung und Verantwortung für das Leben, der Natur, unserer Erde und ihr Handeln kann ich bei ihnen finden. Ob das allein dieser Form der täglichen spirituellen Praxis zuzuschreiben ist, vermag ich nicht zu sagen, aber verneinen kann ich es aus meiner Erfahrung auch nicht.
Probiert es aus. Ihr findet dazu auch jede Menge Information im Internet, die allerdings nicht immer als seriös recherchiert zu betrachten ist.
Die Erfahrung muss man immer selbst machen.
Swaaha (Heil und Segen)