Wenn ich gelegentlich überzeugte Christen oder auch Andersgläubige reden höre, frage ich mich, wie man so zweifelsfrei und unbeirrt den geschriebenen Wörtern aus den Schriften folgen kann? Es wäre mir zu einfach, Dinge zu glauben, ohne sie für mich zu prüfen. Buddha hat einmal gesagt, weder den Büchern noch den Meistern zu glauben, sondern Erkenntnisse erst anzunehmen, wenn man sie selbst geprüft und für richtig befunden hat. Und da gehört der Zweifel dazu, als Motor die eigene Wahrheit zu finden.
Glaube nichts, weil ein Weiser es gesagt hat.
Glaube nichts, weil alle es glauben.
Glaube nichts, weil es geschrieben steht.
Glaube nichts, weil es als heilig gilt.
Glaube nichts, weil ein anderer es glaubt.
Glaube nur das, was Du selbst als wahr erkannt hast.
Gautama Buddha
Sicherlich wagen auch viele Menschen nicht, den Weg der eigenen Wahrheitsfindung zu beschreiten, weil sie sich selbst nicht trauen. Das kann ich sogar verstehen. Denn es bedeutet die hoffnungsfrohe Komfortzone zu verlassen und aus der Herde auszuscheren – alleine loszugehen, und Schritt für Schritt zu spüren, ob der Untergrund einen überhaupt trägt, auf der man gerade steht. Man mag sich erst einmal klein und unsicher fühlen, ohne Regeln und heilsbringenden Perspektiven, nur im Hier und Jetzt – mit ausgefahrenen Antennen – und dem Leben als einzigen Meister. Was für ein mutiger und großer Schritt.
Hinter dir läßt du prunkstrotzende Kathedralen, himmelskratzende Moscheen oder sonstige Tempel als steingewordene Statements von Macht und unbeirrten Glaubens, genauso wie die Bilderfluten des patriachalen Vaters, des goldenen Buddhas oder des tanzenden Krishnas. Es verstummt der Klang der Mantren, der heiligen Gesänge, das Amen und auch das OM. Der Nebel von Weihrauch und sonstigem Räucherwerk löst sich völlig auf – es wird ätherisch und still um dich. Der Weg des Wahrheitssuchenden beginnt nicht mit einer Lehre, sondern mit der Leere. Und dieser Leere muss man erst einmal vertrauen.
Und ab da wird Spiritualität erst wirklich spannend. Denn es ist die Reise zu dir selbst, ohne Konditionierung, Projektionen und Vorstellungen. Nur sein, wahrnehmen und beobachten. Ist man das selbst? Wo beginnt man, und wo hört man auf? Hast du eine Seele? Ein höheres Selbst? Kannst du deiner inneren Stimme trauen oder wer spricht da? Wie gehst du mit dir selbst um und warum? Alles was in dir und um dich passiert wird richtig bedeutsam.
Wer und was begegnet dir? Hast du einen freien Willen? Bist du dir sicher, dass du auf einer Kugel (k)lebst? Mit einem Oben und Unten? Wann hast du das letzte Mal nachts in den Sternenhimmel geschaut und begriffen wo du bist? Bist du meditativ in deiner Umwelt? Kannst du das Leben fühlen, das dich umgibt? Wer agiert da, wenn du kreativ bist?
Und wie ist das mit dem sogenannten Tod? Denn mit diesem Thema entstanden die hoffnungsvollen Konzepte heutiger Religionen. Vielleicht wirst du keine, vielleicht aber auch ganz andere und eigene Antworten finden. Womöglich aber auch vieles, was du bereits kennst, so mancher Meister gesprochen hat oder in klugen Büchern steht. Aber der Weg dorthin und die Erkenntnis… war deine.
Gute Reise. Und traue dir selbst.